Leichtatlethik

Diese Sportart wurde bis zum 2.Weltkrieg innerhalb der beiden Turnvereine bzw. im Turn- und Sportverein betrieben, d.h. die aktiven Turner waren meistens auch Leichathleten. Die Sportfeste, bei denen man vorrangig leichtathletische Disziplinen austrug, hießen früher volkstümliche Turnfeste.

Innerhalb des Inselberg-Turngaues fand ein solches als 1.Bergturnfest am 7.7.1907 auf dem Mommelstein statt. An volkstümlichen Übungen kamen Stabhochsprung, Steinstoßen, Weitsprung und beidarmiges Stemmen (also eine Disziplin der Schwerathletik) zur Ausführung. Jeder Wettturner, der 20 Punkte erreichte, bekam einen Preis, bestehend aus Eichenlaubkranz mit Schleife. Einige Vereine führten Turnspiele und Reigen auf; Festbeitrag für Wettturner: 40 Pf, für alle anderen Turnbrüder: 15 Pf.

29.8.1909
2. Bergturnfest des Inselberg-Bezirks; die Teilnehmer marschierten vom Bahnhof in Kleinschmalkalden mit Musik zum Mommelstein; die Wettkämpfe (Dreisprung, Weithochsprung, Kugelstoßen und Stabübung) fanden auf der Wiese vor dem Fuchsbau statt; Konzertvorträge unterhielten die zahlreichen Zuschauer; von den 86 Wettturnern erhielten 39 Siegerkränze

27.8.1911
3. Bergturnfest des Inselberg-Bezirks auf dem Mommelstein; noch nie vorher war wohl hier oben eine so große Menschenmenge zusammengekommen, um die Wettkämpfe der 63 Teilnehmer im Weitsprung, Hochsprung, Steinstoßen und Freiübungen zu verfolgen; besonderen Beifall erhielten die Reigenvorführungen

Ab 1921 führte man die volkstümlichen Turnfeste jährlich durch. 1924 gab es Wettkämpfe im Stabweitsprung, Hochsprung ohne Brett, Kugelstoßen, Weitsprung, Wettlauf, Freiübungen sowie Sonderwettkämpfe im Freihochsprung aus dem Stand, im allgemeinen Speerwerfen ohne Bewertung und im Schlagballspiel, ausgetragen zwischen den beiden Brotteroder Turnvereinen Jahn und 1876. Die Jugendturner hatten nur Hochsprung, Weitsprung und Wettlauf zu absolvieren. Nachdem der Mommelstein und der Inselsberg Austragungsorte waren, veranstaltete man diese Bergfeste oder volkstümlichen Turnfeste von 1925 bis 1931 auf der Wiese vor dem Gasthaus „Fischerhütte“ in Kleinschmalkalden (außer 1927 – Mommelstein).

1928 kämpften 130 Männer, Frauen und Schüler  um Siege und Platzierungen im Weitsprung, 100m-Lauf, Kugelstoßen, Stabhochsprung, Hochsprung, 75m-Lauf, 50m-Lauf und in Freiübungen. 1929 zählte man 109 Teilnehmer; neben den 1928 angegebenen Disziplinen führte man auch Weithochsprung durch; an einer 400m-Staffel beteiligten sich sechs Vereine, darunter der TV Kleinschmalkalden T.A.; Handballspiele rundeten das Programm ab; aus dem Jahre 1930 ist die Ausschreibung der Wettkämpfe für die einzelnen Altersklassen sowie für die Turnerinnen bekannt:

1931 konnte das Sportfest erst 14 Uhr beginnen, da es den ganzen Morgen geregnet hatte; diesmal wurde Dreisprung in den Wettkampfbetrieb aufgenommen; 1932 führte man das volkstümliche Turnfest des Inselberg-Turngaues in Niederschmalkalden durch; der Reinerlös der Sportfeste floss der Unfallkasse des Gaues zu.

Folgende Kleinschmalkalder Turner gingen bei den Bergturnfesten als Sieger hervor; allerdings fehlen  für 1921, 1922, 1925 bis 1927 die Ergebnisse der Turner der gothaischen Seite:

4. Mommelstein 1913Willy Vietsch P.A.
5. Mommelstein 1921:kein Kleinschmalkalder Sieger
6. Inselsberg 1922:3. Stufe:  Kurt Dellit P.A.
7. Mommelstein 1923:  kein Kleinschmalkalder Sieger
8. Mommelstein 1924:5. Stufe:  Hugo Möller T.A.
9. Fischerhütte 1925:1. Stufe:  Alwin Storch P.A.
12. Fischerhütte 1928 : 3. Stufe:Otto Kühn T. A.
13. Fischerhütte 1929:2. Stufe:  Hugo Möller T.A.
14. Fischerhütte 1930:1. Stufe:
Schüler II (Dreikampf):
Diskus:
Ernst Krieger T.A.
Willy Golling T.A.
Hugo Möller T.A.
15. Fischerhütte 1931: Damen:   
1. Stufe:  
Marie Schellenberg T.A.?
Helmut Schäfer T.A.


Am 10.5.1933 organisierte der TV Kleinschmalkalden P.A. einen Wald- und Berglauf, an dem sich auch die SA Kleinschmalkalden, Hohleborn und Seligenthal beteiligten.

1936
Helmut Schäfer, Sohn des gothaischen Oberlehrers Emil Schäfer, erreichte bei dem Vorausscheidungswettkampf der deutschen Zehnkämpfer für die Olympischen Spiele 1936 einen ausgezeichneten 5. Platz 

1937
Kreisfest in Schmalkalden, Leichtathletischer Dreikampf (41 Jahre und älter): 1. Willy Vietsch P.A.

1939
bei den Frühjahrswaldläufen des Kreises Henneberg gewann Bauer [Vorname nicht bekannt] das 10,5 km Gehen; bei den Leichtathletikmeisterschaften des Kreises Henneberg wurde er Kreismeister im 10 km Gehen

11.7.1939
Bannsportfest in Suhl;
Hugo Dellit erzielte folgende Resultate: 400 m–Lauf: 2. in 61,8 s; Hochsprung: 3. mit 1,62 m; Handgranatenweitwurf: 2. mit 60 m; Fünfkampf: 2. 

12.8.1939:
Unterkreis-Bundesfest des NSRL [Nationalsozialistischer Reichsbund für Leibesübungen] in Schmalkalden: Dreikampf, Jahrgang 1899/1900 und ältere: 1. Willy Vietsch; Dreikampf Jugend 1: 1. Hugo Dellit, 3. Hugo Möller; 400 m-Lauf: 3. Hugo Dellit

Juli 1948   
Leichtathletische Wettkämpfe zur Sportwoche in Steinbach-Hallenberg: Hugo Dellit siegte im Speerwerfen mit 40,35 m und im Fünfkampf; 2. im Kugelstoßen mit 10,85 m

August 1948:   
Thüringer Meisterschaften in Jena: Hugo Dellit erreichte im Fünfkampf den 6. Platz

Dezember 1949   
im Mitteilungsblatt „Unser Sport“ vom 14.12.1949 wurden die erfolgreichen Leichathleten des Kreises genannt: „Im Speerwurf, Diskuswerfen, Kugelstoßen führen Bauroth, Oberschönau, und der bekannte Fünfkämpfer Dellith aus Pappenheim.“ Hugo Dellit gehörte auch hinter S. Recknagel zu den Besten im Dreisprung.

Sportfest in Pappenheim um 1950; Alfred Frank l. und Hugo Dellit r. beim 100m-Lauf
Pappenheimer Leichtathleten um 1950

Der unermüdlich für den Sport wirkende SG-Leiter Alwin Frank führte gleichzeitig die Sparte Leichtathletik und organisierte die oben schon erwähnten Leichathletiksportfeste auf dem Sportplatz, die bis in die Frauen – und Männerklassen offen waren. Neben dem mehrfach erwähnten Hugo Dellit betrieben Kurt Kühn, Hugo Möller, Edgar Weber, Werner Eckhardt, Hugo Engel, Kurt Holzmann, Heinz Ritzmann und der aus Seligenthal stammende Alfred Frank diese Sportart aktiv. Letzterer errang einen Bezirksmeistertitel im 5000 m-Lauf und mehrere Kreismeistertitel. Seine Bestweite im Weitsprung betrug 7,07 m.

Alfred Frank beim Weitsprung

Karl-Heinz Schüßler wurde 1950 Kreismeister im 100 m-Lauf und Weitsprung der B-Jugend sowie 1951 Kreismeister im 1500 m-Lauf. Auch einige der in der Sektion Turnen/Gymnastik aktiven Frauen beteiligten sich an den Leichathletiksportfesten.
Der letzte Athlet unseres Ortes, der diese Sportart noch im Erwachsenenalter ernsthaft betrieb, war der Kurz- und Mittelstreckler Kurt Weber. Seine wichtigsten Erfolge im Männerbereich:

Kurt Weber r. in Schmalkalden um 1957

Kreismeisterschaften:
1956: 1500 m-Lauf: 2. Platz; 100 m-Lauf: 2. Platz
1957: 1500 m-Lauf: Kreismeister in 4:24,6 min

Bezirksmeisterschaften: 
1957 in Schmalkalden: 400 m-Lauf: 3.Platz in 55,2 s
1957: Leichtathletische Wettkämpfe in Rotenburg/Hessen:
100 m-Lauf: 3. in 11,7s, 1500 m-Lauf: 3.

Kurt Weber wechselte um 1958 zum Trainingszentrum Leichathletik bei Empor Schmalkalden, weil er dort natürlich bessere Bedingungen vorfand und nicht wie in Pappenheim alleine trainieren musste. In den Jahresbestenlisten des Kreises Schmalkalden 1958 war er zweimal vertreten: 2. über 400 m in 55,5 s und 3. über 800 m in 2:08,3 min.