Fußball vor 1945

Die erste Nachricht über Aktivitäten zum Fußballsport in Kleinschmalkalden liegt aus dem Jahr 1905 vor.
Am 30.7. fand in Meiningen der erste Kongress des „Verbandes Thüringer Fußballvereine“ statt, zu dem laut der damaligen Zeitung „Thüringer Hausfreund“ die Nachbarvereine aus Hildburghausen, Barchfeld und Kleinschmalkalden erschienen waren. Ob es damals wirklich schon einen Fußballverein in unserem Ort gab, ist zweifelhaft. Wahrscheinlich nahmen an dem Kongress Vertreter unserer Turnvereine teil, um sich über diese Sportart und ihres Verbandes zu informieren.

Vom Fußball in unserem Ort gibt es bis in die Mitte der 1920er Jahre keine weiteren Hinweise. Der erste Fußballverein in Kleinschmalkalden wurde Pfingsten 1925 als Arbeiterfußballclub ins Leben gerufen.
Der Club, damals  aus etwa 20 Mitgliedern bestehend, war Mitglied des ATSB [Arbeiter – Turn -und Sportbund] und trat nach der Spaltung der bis 1928 einheitlichen Arbeitersportbewegung dem „Roten Sport“ [genannt KG – Kampfgemeinschaft für Rote Sporteinheit] bei, der aus der Sicht der damaligen Mitglieder die revolutionären Arbeitersportler vereinigte.

Da es zur Zeit der Fußballclubgründung noch keinen Sportplatz im Ort gab, spielte man auf der Schulzenwiese oder, wenn es die Besitzer erlaubten, auf anderen Wiesen. Auch der gothaische Schulhof diente als Fußballplatz. Zu den Auswärtsspielen wurde gelaufen bzw. mit dem Fahrrad gefahren. Bei Transport mit dem Zug musste das Geld zusammengelegt werden, damit auch die Sportler, die arbeitslos waren, mitfahren konnten. Die ersten Fußballerhemden nähte Emma Frank, die Ehefrau des Vorstands Alwin Frank. Es waren grüne „Trikots“ mit roten Aufschlägen.


Im Mai 1929 standen auf dem im Jahr zuvor eingeweihten Sportplatz im Wiebach immer noch keine Tore. Da ein entsprechender Antrag des Arbeiterfußballclubs zur Holzerstattung von der Gemeinde nicht genehmigt wurde, entschloss man sich zur „Selbstwerbung“, eine Maßnahme, die natürlich strafrechtliche Folgen hatte. Das erste „große Spiel“, dessen Zeitpunkt nicht bekannt ist, gewann Kleinschmalkalden gegen Herges – Hallenberg 3:0. In den damaligen Tageszeitungen finden sich im September 1929 erste Fußballergebnisse Kleinschmalkalder Mannschaften, und zwar in der SPD – Zeitung „Volksstimme“ (Wacker Weidebrunn II gegen Arbeiterfußballclub Kleinschmalkalden I 1:1) und im liberalen „Thüringer Hausfreund“ (SV Schmalkalden III gegen Turnverein Kleinschmalkalden 1:1). Demnach wurde auch im Turnverein Fußball gespielt. Ob das auch noch 1930 der Fall war, muss angezweifelt werden, da man sich in diesem Verein dem Handballsport zuwandte. Im Spielbetrieb des  Arbeiterfußballclubs standen zwei Männermannschaften und eine Jugendmannschaft.

Folgende Spieler sind bekannt:
Männermannschaften: Max Preiß (Torwart), Walter Wilhelm (Verteidiger), August Christ (Verteidiger), Willi Schmeißer (Läufer), Alfred Schmeißer (Läufer), Alwin Frank (Läufer), Gustav Sauerbrey ( Mittelstürmer), Berthold Trautvetter (Stürmer), Karl Engel (Stürmer),  Wilhelm Schellenberg (Stürmer), Willi Ullrich, Otto Ullrich, Paul Aschenbach (Torwart), Reinhold Wachsmann, Fritz Heller, Paul Engel (Bruder von Karl), Erwin Tschirner, Oskar George, Willi Aschenbach, Werner Heil, Erwin Heymel. 

Jugendmannschaft: Walter Röder, die ZwillingeKurt und Walter Ilgen, Walter George, Hugo Hoffmann, Otto Köhler, Erich Klein, Willi Schellenberg, Emil Wachsmann, die Brüder Robert und Wilhelm Schüßler, Hugo Möller (Reinhold Sohn, Bruder von Otto)

Arbeiterfußballclub um 1930, Bild 1
hintere Reihe v.l.: 2.Fritz Heller, 3.Gustav Sauerbrey, 4.Willi Ullrich, 8.August Christ, 9.Erwin Tschirner, 10.Alwin Frank 

Arbeiterfußballclub um 1930, Bild 2
hintere Reihe v.l.: 2.Willi Aschenbach, 4.Werner Heil, 6. Erwin Heymel, 8.Oskar George;
vordere Reihe v.l.: 3.Willi Wachsmann, 5.Walter George, 7.Hugo Möller, 11.Robert Schüßler 

Arbeiterfußballclub um 1930, Bild 3
hintere Reihe v.l.: Paul Engel, Fritz Heller, Gustav Sauerbrey, Alwin Frank, Willi Schmeißer; mittlere Reihe v.l.: Willi Ullrich, Ullrich?, Alfred Schmeißer;
vordere Reihe: August Christ, Paul Aschenbach, Reinhold Wachsmann; Sanitäter:  Walter Martin l., Christian Wachsmann r.

Schon 1933 musste der Arbeiterfußballclub seine Vereinstätigkeit einstellen, da die faschistischen Machthaber die Arbeitervereine auflösten. Danach wurde in Kleinschmalkalden  wohl bis etwa 1937 kein Fußball gespielt.

Der Aufschwung dieses interessanten Sportes in den 1930er Jahren machte aber auch um unseren Ort keinen Bogen. Innerhalb des TuSV Kleinschmalkaldens formierte sich 1937 eine A-Jugendmannschaft, der im Spieljahr 1938/39 eine Männermannschaft und eine B-Jugendmannschaft folgten.

Männermannschaft: Gustav Sauerbrey, Paul Zeiß, Karl Klein, Oskar Malsch, Hugo Döhnert, Reinhold Wachsmann, Ernst Weber, Helmut Weber, Ehrhard Schindler, Hugo Möller, Otto Ullrich, Otto Wagner, Otto Huhn.

Jugendmannschaften: Fritz Dellit (Sohn vom Bürgermeister Franz Dellit), Ernst Klein, Hugo Dellit, Herbert Giegengack, Hermann Brunke, Otto Aschenbach, Willi Aschenbach, Paul Jüng, Hugo Krieger, Hugo Möller (Carl Sohn), Alfred Krieger, Kurt Eckhardt (Stiefsohn von Naus), Günter Wagner, Gerhard Köhler, Herbert Hildebrandt (späterer Bürgermeister), Otto Vaupel (Fritz Sohn), Willi Ullrich, Günter Kupfer, Robert Schmeißer.

Jugendmannschaft um 1939
hintere Reihe v.l.: 1.Robert Schmeißer, 3.Kurt Eckhardt, 4.Günter Wagner;
mittlere Reihe v.l.: 1.Herbert Hildebrandt, 2.Otto Vaupel (Fritz Sohn); vordere Reihe v.l.: 1.Günter Kupfer, 3.Willi Ullrich


Zu Beginn des Spieljahres 1939/40 ist keine Kleinschmalkalder Männermannschaft mehr erwähnt, offensichtlich mangelte es an einsatzfähigen Spielern. Die A-Jugend­mann­schaft hatte sich in dieser Zeit zu einem leistungsstarken Team entwickelt.

Leider brachte der entfachte Weltkrieg den Spielbetrieb zum Erliegen und etlichen Sportlern unseres Ortes den frühen Tod, darunter allein mindestens 17 Fußballer.